ufuq.de entwickelt Ansätze und Materialien für die politische Bildung und Prävention im Themenfeld Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus. Dabei geht es uns vor allem um den Transfer dieser Erfahrungen und Ansätze in die Arbeit von Fachkräften und anderen Trägern, die in diesem Themenfeld aktiv sind.
Die Camino gGmbH – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung hat im vergangenen Jahr drei unserer Arbeitsschwerpunkte evaluiert: eine mehrtägige Train-the-Trainer-Fortbildung, die Webplattform ufuq.de sowie die „Wie wollen wir leben?“-Workshops an Schulen. Der umfangreiche Bericht (pdf) liegt jetzt vor.
Train-the-trainer-Fortbildung
Ziel der regelmäßig angebotenen Fortbildung ist es, Ansätze und Methoden der Präventionsarbeit langfristig in der Arbeit der Teilnehmenden aus der schulischen und außerschulischen Bildungs- und Jugendarbeit zu verankern. In ihrem Bericht kommen die Autor_innen der Evaluation zu einer positiven Einschätzung: „Das Seminar wurde insgesamt durch die Teilnehmer/innen sehr gut bewertet. Die Seminarauswertung zeigt, dass das Seminar seine selbstgesteckten Ziele insbesondere im Hinblick auf das Handlungswissen erreicht hat. So zeigten sich vor allem sehr gute Lerneffekte hinsichtlich des Erwerbs von Handlungskompetenz zur Befähigung anderer Fachkräfte in der Präventionsarbeit. Nahezu alle Teilnehmer/innen geben an, nach Absolvierung der Tagung anderen Fachkräften Handlungssicherheit und verschiedene Präventionsmethoden vermitteln zu können.“ Auch die methodische Durchführung des Seminars wurde größtenteils als sehr gut eingeschätzt. Gleichwohl enthält die Evaluation verschiedene Anregungen, die Schulung inhaltlich und methodisch weiterzuentwickeln und dabei vor allem auch den langfristigen Austausch der Teilnehmenden über eigene Erfahrungen und Ansätze zu ermöglichen.
Webportal www.ufuq.de
Das Webportal wendet sich insbesondere an Lehrer_innen und Pädagog_innen und dient dem Wissenstransfer zwischen Forschung und pädagogischer Praxis. Es informiert über aktuelle Themen und Debatten rund um die Themen Islam und Muslim_innen in Deutschland. Das Ergebnis der Evaluation bestätigt diese Zielsetzung: „Die Befragten hoben insbesondere hervor, dass die Veröffentlichungen auf ufuq.de dazu beitragen, den stark emotionalisiert geführten gesellschaftlichen und medialen Debatten um religiöse Radikalisierung von Jugendlichen sachliche, unaufgeregte Perspektiven entgegenzusetzen und dabei auf eine rassismuskritische Perspektive zu bestehen. Der Anspruch von ufuq.de, eine Vielfalt muslimischer Lebenswelten abzubilden, wird nach Einschätzung der Befragten in hohem Maße eingelöst.“ Kritisch werden in dem Bericht unter anderem Einschätzungen von Nutzer_innen wiedergegeben, die die Übersichtlichkeit und die Struktur der Webseite bemängeln.
„Wie wollen wir leben?“-Workshops
Mit den „Wie wollen wir leben?“-Workshops verfolgt ufuq.de einen peer-education-Ansatz, in dem die Auseinandersetzung mit Fragen von Religiosität und Identität im Mittelpunkt steht. Die Workshops sollen Räume schaffen, um über Themen ins Gespräch zu kommen, die ansonsten in der Bildungsarbeit oft zu kurz kommen. In ihrem Bericht schreiben die Evaluator_innen dazu: „Der Peer-Ansatz erweist sich als ein zentrales Erfolgsmoment der Schul-Workshops. Die Schüler/innen schätzten die Teamer/innen in der großen Mehrheit als glaubwürdig ein und fühlten sich durch diese in ihrer Meinung ernst genommen. Mit dem Gelingen der Beziehung zwischen Schüler/innen und den Teamer/innen über eine lebensweltliche Nähe ist ein wesentlicher Grundstein für eine Diskussionsatmosphäre gelegt, die auf wechselseitiger Anerkennung fußt und die Schüler/innen ermutigt, auch persönliche Erlebnisse in den Meinungsaustausch einzubringen. (…) In der Schülerbefragung wurde deutlich, dass es den Teamer/innen gelingt, außerhalb des regulären Unterrichts einen Raum herzustellen, der die Schüler/innen zur Diskussion ermutigt. Die verschiedenen Befragungen ergaben, dass die Schüler/innen im Rahmen des Workshops Interesse an anderen Meinungen artikulierten und die Bereitschaft zeigten, sich auf diese einzulassen.“
Zugleich verweist die Evaluation auf die Schwierigkeit, die mit den Workshops angestoßenen Auseinandersetzungen im Alltag und im Unterricht zu verstetigen. Zudem betonen die Autor_innen die Chancen, die sich aus einer stärkeren Einbindung der Teamer_innen in die konzeptionelle Weiterentwicklung der Workshops ergeben können. Hinzu kommt die Notwendigkeit einer intensiveren inhaltlichen und methodischen Begleitung der Teamer_innen, um auch mit Konfliktsituationen angemessen umgehen zu können: „Um die Peers auch hinsichtlich ihrer pädagogischen Kompetenzen noch stärker zu unterstützen, sind weitere Fortbildungen zu empfehlen, die methodisch-didaktisches Handwerkszeug vermitteln, insbesondere für Teamer/innen mit wenig pädagogischen Vorerfahrungen. Jenseits dessen erscheint eine enge Begleitung der Teamer/innen hinsichtlich des Umgangs mit ‚problematischen‘ oder radikalisierten Positionen essentiell. Dies bestätigten auch die Wünsche der Teamer/innen nach mehr inhaltlicher Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Präventionsansätzen und dessen möglichen Grenzen.“
Den vollständigen Evaluationsbericht können Sie hier (pdf) herunterladen.