Wofür stehen wir? Selbstverständnis und Leitbild

Deutschland ist eine Einwanderungs- oder Migrationsgesellschaft. Das ist nichts Besonderes, sondern im 21. Jahrhundert weltweit Normalität. Die damit verbundenen Prozesse, Entwicklungen und Veränderungen sind aber auch mit Fragen und Konflikten verbunden und führen zu Irritationen, Verunsicherungen und Ängsten. Daran knüpfen nationalistische, rassistische oder religiös begründete fundamentalistische Strömungen an und setzen der vielfältigen und pluralistischen Wirklichkeit ihre Ideologien der Ungleichheit entgegen. Der wachsende Zulauf zu solchen Strömungen ist gleichzeitig Ausdruck schwindender Integrationskräfte in der Gesellschaft. Wir betrachten das auch als Chance: für die beständig notwendigen Prozesse der Vergewisserung, Stärkung und Weiterentwicklung von Werten und Normen des Zusammenlebens in der Demokratie. Für solche Prozesse möchte ufuq.de Räume schaffen.

Berlin im September 2016

I.

Wir leisten Beiträge zu einem selbstverständlichen Miteinander in der pluralistischen Migrationsgesellschaft. In den aktuellen Konflikten und Kontroversen setzen wir auf eine möglichst unaufgeregte Auseinandersetzung mit auftretenden Fragen – und auf Sensibilisierung statt auf Alarmismus.

II.

Zielgruppe von ufuq.de sind Jugendliche und junge Erwachsene. Um sie zu erreichen, unterstützen wir mit unseren Angeboten im Themenfeld Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus(prävention) vor allem Einrichtungen/Fachkräfte/Multiplikator*innen, die mit Jugendlichen arbeiten. Außerdem bieten wir Workshops an, die sich direkt an Jugendliche wenden.

III.

Ziel unserer Arbeit ist es, das Selbstbewusstsein von Jugendlichen zu stärken (Empowerment) sowie ihre Teilhabe (Partizipation) und ihr Demokratieverständnis (Pluralismus/Diversität) zu fördern. Wir richten uns dabei an alle Jugendlichen. Zusammen sollen sie sich mit gemeinsamen Werten ebenso wie mit Vorurteilen und Diskriminierungen auseinandersetzen. „Wie wollen wir leben?“ lautet hier die Leitfrage.

IV.

Der Islam als Religion und die verschiedenen Formen der Religiosität von jungen Muslim*innen spielen dabei eine besondere Rolle. ‚Muslimische‘ Jugendliche machen in spezifischer Weise Erfahrungen von Nichtzugehörigkeit, Diskriminierung und Rassismus. Gleichzeitig sind Religion und Religiosität für viele von ihnen wichtiger geworden – z.B. in ihrer Suche nach Identität. Deshalb brauchen sie Räume für ihre Fragen und Konflikte. Unser Ziel: Selbstbewusste Jugendliche sind geschützt vor den einfachen Angeboten und Weltbildern ideologischer Strömungen.

V.

Wir sind keine Theolog*innen. Aber wir zeigen jungen Muslim*innen ebenso wie Nichtmuslim*innen die Vielfalt muslimischer Lebenswelten und Religionsverständnisse auf. Dabei betonen wir nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten mit anderen Religionen und nicht religiös begründeten Werte- und Normensystemen oder Weltanschauungen.

VI.

Wir arbeiten nicht gegen etwas, sondern für den Dialog und das Miteinander: Universelle Prävention ‚bekämpft‘ nicht Salafismus (oder andere Ideologien). Vielmehr beugen wir salafistischer Ideologisierung vor, indem wir allgemeine und spezifische Themen und Bedürfnisse Jugendlicher aufgreifen (bevor dies andere tun) und pädagogische Fachkräfte darüber informieren und sensibilisieren.

VII.

In ihren Suchprozessen verhalten sich Jugendliche nicht immer ‚erwartungsgemäß‘. Mitunter stellen ihre Positionen und Verhaltensweisen für Pädagog*innen extreme Herausforderungen dar. Wir bieten Fachkräften Haltungs- und Handlungsoptionen an, die einen konstruktiven Umgang mit Suchbewegungen und Provokationen von Jugendlichen ermöglichen. Dazu müssen Pädagog*innen keine Islam- oder Islamismusexpert*innen sein.

VIII.

Ziel ist es dabei nicht, Jugendliche (oder gar ihre Familien, Religionen, Kulturen, Traditionen) zu ‚korrigieren‘ oder sie auf den ‚rechten Weg‘ zu bringen, sondern ihnen Angebote zu machen, um eigene Wege zu finden. Erfahrungen von Selbstwirksamkeit, Anerkennung und Zugehörigkeit sind die beste Prävention.

IX.

Neben der pädagogischen Arbeit mit Fachkräften und Jugendlichen nimmt ufuq.de Einfluss auf öffentliche Diskurse. Durch Beratung von Politik und die Präsenz in Medien und Wissenschaft wollen wir Stereotypen und Ideologisierungen begegnen und zu einem produktiven Umgang mit Konflikten und Kontroversen beitragen. Denn: Konflikte und Kontroversen sind auf dem Weg zu einem selbstverständlichen Miteinander in der demokratischen Migrationsgesellschaft nicht zu vermeiden.

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