Modul 1
Präventionsarbeit in Pädagogik und Jugendarbeit

Jung, deutsch und herkunftsbewusst – dies ist das Selbstverständnis vieler muslimischer Jugendlichen. Wie andere Jugendliche befinden sie sich in Suchprozessen: Sie wollen mit ihren Identitäten – unter anderem mit ihrer religiösen Identität – Teil dieser Gesellschaft sein. Dabei sind viele von ihnen gar nicht religiös, werden aber dennoch als ‚Muslim*innen‘ markiert.

In unseren Fortbildungen erfahren pädagogische Fachkräfte, welche Rolle Religion für Jugendliche spielen kann, und lernen Lebenswelten von Jugendlichen kennen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen, die derzeit in der Öffentlichkeit heftig diskutiert werden: Islam in Deutschland, der Umgang mit Geflüchteten und die Prävention religiös begründeter Ideologisierung. Gemeinsam überlegen wir, was hinter einer ‚provokanten‘ Aussage oder einem bestimmten Verhalten stecken kann, und versuchen das ‚Thema hinter dem Thema‘ zu erkennen. Aus der Arbeit mit Jugendlichen wissen wir, dass es bei radikal klingenden Aussagen genau zu unterscheiden gilt: Was ist Protest oder Provokation? Wann ist es Propaganda? Anhand von Filmmaterialien und gezielten Übungen zeigen wir, welche Haltungen zu einem Ohnmachtsgefühl bei Jugendlichen führen oder ein Gefühl von Inakzeptanz und Ausgrenzung hervorrufen können.

Ziel der Fortbildungen ist es, Multiplikator*innen in ihren pädagogischen Handlungskompetenzen zu bestärken, sie für Erfahrungen von Diskriminierung und Rassismus zu sensibilisieren und Optionen zur Prävention religiös begründeter Radikalisierung aufzuzeigen:

  • Was macht den Salafismus für einige Jugendliche attraktiv, und was können Pädagog*innen dem entgegensetzen?
  • Wie können wir Jugendliche vor einfachen Welt- und Feindbildern schützen?

Wir raten zu Gelassenheit, wenn Jugendliche spezifische Fragen zum Beispiel zu Identität oder tagespolitischen Themen stellen und/oder durch auf den ersten Blick problematische Aussagen und Verhaltensweisen auffallen.

Modul 2
Mädchenarbeit in der Prävention

Rollenzuschreibungen für Mädchen und Frauen sind ein kontrovers diskutiertes und sensibles Thema. Das prägt auch die pädagogische Arbeit. Diversitäts- und Diskriminierungssensibilität sind hier Gelingensbedingungen, um Mädchen und junge Frauen zu stärken – nicht zuletzt gegenüber ideologischen Ansprachen in Form islamistischer, nationalistischer oder rechtsextremer Gemeinschaftsangebote. Das Fortbildungsmodul „Mädchenarbeit – geschlechtsspezifische Ansätze in der Prävention“ soll pädagogische Fachkräfte darin unterstützen.

In den vergangenen Jahren machten öffentlichkeitswirksame Kampagnen vor allem in sozialen Netzwerken erneut auf unterschiedliche Formen der Diskriminierung von Frauen aufmerksam. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes berichtete etwa, dass jede zweite Frau mindestens ein Mal in ihrem Leben sexuelle Belästigung erfahren hat – in der eigenen Familie, auf der Straße, im Club oder am Arbeitsplatz. Weiterhin werden Mädchen und Jungen unterschiedlich erzogen: „Jungen sind nun mal wild“ und „sensible Mädchen“ dürfen schon einmal weinen. Und wenn sie dann einmal nicht den heteronormativen Geschlechterrollen entsprechen, laufen bereits Kinder und Jugendliche in der Schule Gefahr, gemobbt zu werden …

Fragen zu Rollenbildern und sexueller Diskriminierung spielen auch in Auseinandersetzungen um die Migrationsgesellschaft eine große Rolle – etwa wenn die vermeintliche Unterdrückung von ‚Muslim*innen‘ (im Gegensatz zu Frauen im ‚freien Westen‘) zum Ausgangspunkt ausgrenzender und rassistischer Zuschreibungen wird, obgleich patriarchale Verhältnisse weltweit private Lebenswirklichkeiten und gesellschaftliche Verhältnisse prägen. In der Folge sind es nicht zuletzt rechtsnationalistische oder islamistische Strömungen, die mit ihren Positionen und ihrer Propaganda Antworten auf Fragen, Konflikte und Erfahrungen versprechen, mit denen Mädchen und junge Frauen sich tagtäglich auseinandersetzen müssen.

Die Fortbildung beschäftigt sich vor diesem komplexen Hintergrund mit der Frage, wie Jugendliche in einer geschlechter-, diversitäts- und diskriminierungssensiblen pädagogischen Arbeit und politischer Bildung gestärkt und vor ideologischen Ansprachen geschützt werden können. Der hier gewählte Ansatz stellt die Lebenswelten von Mädchen und jungen Frauen (aber auch die Rollenerwartungen an Jungen) mit ihren unterschiedlichen (intersektionalen) Diskriminierungserfahrungen dar und gibt Anregungen für die pädagogische Arbeit. Ziel ist es, Fachkräften in heterogenen Jugendgruppen (vor allem in Schule und Jugendarbeit) Hinweise und Materialien für ihre pädagogische Praxis zu vermitteln, um Jugendliche im selbstbewussten Umgang mit gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen, Sexismus, Alltagsdiskriminierung und ideologischer Ansprache stärken und unterstützen zu können.

Folgende Themen werden behandelt:

  • Geschlechterrollen und -zuschreibungen in Kontroversen um die Migrationsgesellschaft
  • Lebenswelten und Diskriminierungserfahrungen von Mädchen und Frauen
  • Ideologisch geprägte Ansprachen an Mädchen und jungen Frauen
  • Geschlechterspezifische Motive für die Radikalisierung
  • Geschlechterspezifische Ansätze für Pädagogik und Prävention

Dauer des Moduls: 3 Stunden

Modul 3
Ansprachen im Netz

Das Internet und soziale Medien prägen zunehmend die Lebenswelten von Jugendlichen. Fast alle sind im Besitz eines Smartphones, veröffentlichen Bilder und Videos von sich und stehen jederzeit und überall in Kontakt – nicht nur mit ihren Freund*innen. So berichten in einer JIM-Studie („Jugend, Information, Medien“) 20 Prozent der befragten Jugendlichen davon, dass Falschmeldungen und Beleidigungen über die eigene Person verbreitet wurden (Cyber-Mobbing), ca. 60 Prozent, dass sie täglich auf Hass im Internet stoßen (JIM-Studie 2019). Hinzu kommen „problematische“ Angebote diverser extremistischer Akteure, die sich ebenfalls der Möglichkeiten des Internets und der sozialen Medien bedienen, um Jugendliche und junge Erwachsene anzusprechen.

In der Fortbildung beschäftigen wir uns anhand von Fallbeispielen mit Formen und Inhalten islamistischer Ansprachen im Netz: Welche Medien und welche spezifischen Formate nutzen sie? Mit welchen Narrativen versuchen sie, Jugendliche und junge Erwachsene anzusprechen? Welche Inhalte teilen Jugendliche in ihren Netzwerken, welche meiden sie? Wo können extremistische Akteur*innen an Alltagserfahrungen und Lebenswelten von Jugendlichen anknüpfen?

Informationen und Hintergründe zu diesen Fragen ermöglichen es pädagogischen Fachkräften, mit Jugendlichen ins Gespräch zu gehen, alternative Narrative und Perspektiven vorzuschlagen und ihre Medienkompetenz zu stärken. Auf diese Weise können Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur gegenüber extremistischen Ansprachen geschützt werden (Prävention), sondern lernen insgesamt, bewusster mit unterschiedlichen problematischen Inhalten im Netz umzugehen (Stärkung von Medienkompetenz).

Die Teilnehmer*innen lernen Handlungsmöglichkeiten für die Arbeit mit ‚ihren‘ Jugendlichen kennen. Wir stellen Lerneinheiten vor, die im Umgang mit polarisierenden, ideologischen und anderen ‚problematischen‘ Ansprachen im Netz stärken.

Unter anderem werden folgende Themen behandelt:

  • Mediennutzung und Lebenswelten von Jugendlichen
  • extremistische und polarisierende Ansprachen im Internet bzw. in sozialen Medien
  • Stärkung von Jugendlichen im Umgang mit extremistischen Ansprachen

Dauer des Moduls: 3 Stunden

Modul 4
Rechtsextremismus und Islamismus

Jugendliche und junge Erwachsene befinden sich in Suchprozessen und damit – je nach Biografie – in psychisch und emotional mehr oder weniger herausfordernden Lebenslagen. Das kann sie ansprechbar für einfache Weltdeutungen und polarisierende oder ideologische Ansprachen machen. Für Fachkräfte, die mit Jugendlichen arbeiten, ist dann nicht immer gleich erkennbar, ob sich hinter oft lautstark vorgetragenen Positionen von Jugendlichen legitimer Protest, mitunter nervige Provokation oder ideologisch motivierte Propaganda verbirgt.

Die Fortbildung fragt anhand von Fallbeispielen nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden islamistischer und rechtsextremistischer Ansprachen (‚Propaganda‘). Und sie sensibilisiert für die individuell und gesellschaftlich geprägten Verhältnissen und Lebenswelten, die Jugendliche dafür ansprechbar machen können.

Auf dieser Grundlage können dann Gelingensbedingungen und konkrete Handlungsmöglichkeiten pädagogischer Interventionen erarbeitet werden. Denn: Fachkräfte müssen auch in herausfordernden Situationen hinter den Positionen von Jugendlichen deren Erfahrungen, Bedarfe und Bedürfnisse erkennen und anerkennen. Das schließt Konfrontation nicht aus – nur sollte sie Diskriminierungs- und Entfremdungserfahrungen sowie Rückzugstendenzen von Jugendlichen nicht noch befördern …

Ziel der Fortbildung ist die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebenswelten und Erfahrungen von Jugendlichen (hier vor allem solcher mit einem muslimischem Familienhintergrund). Dies erleichtert es im Weiteren, Emotionalität und auch die Religiosität, mit der Jugendliche oft ihre Wünsche und Bedürfnisse artikulieren, als Ressource zu würdigen (und von islamistischen Positionen zu unterscheiden). Außerdem werden Haltungen und Handlungsoptionen vorgestellt, mit denen Sie ‚ihre‘ Jugendlichen stärken und vor ideologischer Ansprache schützen können.

Folgende Themen werden behandelt:

  • Lebenswelten von Jugendlichen mit Entfremdungs- und Diskriminierungserfahrungen bzw. Ein- und Ausschlussmechanismen
  • Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Attraktivitätsmomente rechtsextremistischer und religiös begründeter Angebote
  • Umgang mit religiös begründeten Positionen und ihre Unterscheidung von islamistischer Propaganda
  • Gelingensbedingungen und Handlungsoptionen von Pädagogik und Präventionsarbeit

Dauer des Moduls: 3 Stunden

Modul 5
„The kids are alright“

Das Modul ist in Planung. Informationen zum Arbeitsmaterial finden Sie hier.

GEFÖRDERT VON
Ansprechpartner*innen
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Mustafa Ayanoğlu m.ayanoglu@ufuq.de
Sebastian Oschwald s.oschwald@ufuq.de
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