Muslim*innen oder muslimisch gelesene Menschen sind täglich Hass, Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt. Mit den bundesweiten Aktionswochen gegen antimuslimischen Rassismus vom 19. Juni bis 1. Juli 2023 soll das Bewusstsein für dieses Thema gestärkt und die vielfältigen Lebensrealitäten von Muslim*innen sichtbar gemacht werden. Vor allem das Kopftuch ist ein Symbol, an dem sich regelmäßig Diskussionen entzünden und das mit Unterdrückung und Rückständigkeit assoziiert wird. Unsere Kollegin Dalal Mahra gründete „Kopftuchmädchen“, ein Medien Start-up für muslimische Frauenstimmen. Sie erzählt, wie ein Schimpfwort zur empowernden Selbstbezeichnung wurde.
OhnMacht. Oder: Von Hoffnung, Glaube(n) und Zweifeln
Heute ist so ein schöner Tag. Sonnig, eine leichte Brise und mein erster Kopftuch-Tag. Eineinhalb Jahre habe ich auf diesen Tag gewartet, gehofft, ihn zu erreichen und hier bin ich, so wie ich sein will. So bin ich heute in die Welt hinausgegangen. »Kopftuchschlampe!«, ruft mir eine Frau auf dem Fahrrad beim Vorbeifahren entgegen. Was?! Ich bin schockiert und gelähmt. Verstehe nicht, was da gerade passiert ist. Ich will mich wehren, etwas sagen, aber alle starren mich nur an, als sei ich schuld, als hätte ich etwas verbrochen. Tränen füllen meine Augen und ich denke: Heute ist mein erster Kopftuch-Tag und keine meiner Freundinnen ist jetzt in dieser Situation an meiner Seite, keine ist jetzt bei mir. Aber vielleicht ist das auch richtig so, vielleicht soll jetzt nur Allah für mich da sein. Und was heißt hier eigentlich nur, das ist großartig. Ich bin nie alleine, Er ist mir näher als meine Halsschlagader. Er versteht meine Gedanken und mein Leid, ohne dass ich etwas aussprechen muss. Heute ist ein neuer Tag und ich habe mir gesagt: Jetzt erst recht! Ich will mehr denn je sein, dabei sagen mir Freunde, das wäre nicht Ich. Sie finden, ich übertreibe. Ich könnte mich doch wenigstens schminken. Ist es so schlimm, sich tailliert anzuziehen, fragt die andere mehr vorwurfsvoll als fragend. Muss ich in ihre Schablone passen, um einer Freundschaft wert zu sein? Dazu bin ich nicht bereit und sie wenden sich von mir ab. Warum juckt es so viele, dass ich ein Kopftuch trage.
Aneignung. Oder: Von Wer bin ich zu Ich Bin
10 Jahre ist mein erster »Kopftuch-Tag«, wie ich ihn nenne, nun her. Seitdem habe ich mich viel mit den Zuschreibungen auseinandergesetzt, mit denen mir Menschen seither begegnen, und gelernt damit umzugehen. Wer ich bin? Ich bin Dalal Mahra, die Gründerin des ersten Medien Start-ups (»Kopftuchmädchen«) für muslimische Frauenstimmen im deutschsprachigen Raum. Reicht das? Ich hole mal etwas weiter aus: Ich bin eine 31-jährige Berlinerin mit palästinensischen Wurzeln und einem Babyface, die es liebt, Menschen zu empowern. Im Jahr 2012 habe ich nach langem Wunsch mit dem Kopftuch-Tragen begonnen und trage seither noch mehr Labels auf meiner Stirn als zuvor. Zu Beginn waren es die Labels der Anderen: Unterdrückte, Kopftuchmädchen, Terroristin, Islamistin, Strenggläubige, Halal Girl, Heilige, Der Islam usw. Mittlerweile sind es meine eigenen Labels, die ich trage. Ja, richtig. Ich denke, dass sich diskriminierte Menschen die zugeschriebenen Labels abkleben und ihre eigenen Labels mit Stolz tragen können. Meine Labels ergeben sich durch meine soziale Rolle, mein Selbstbild und durch Affirmationen. Ich bin Frau, Tochter, Schwester, Freundin, Gläubige, Friseurgesellin, staatlich anerkannte Sozialpädagogin, Empowerment-Trainerin, Unternehmerin, Reisende und so vieles mehr als ein Kopftuchmädchen. Ich bin verrückt, lebensfroh und manchmal moralisch. Meine Identität besteht aus vielen einzelnen Puzzleteilen, genauso wie Deine. Ich bin hybrid, ständig in Bewegung. Du willst mich labeln, dann fang mich! Kopftuchmädchen reicht dafür nicht aus, sorry (not sorry)!
Geusenwörter. Oder: Dem Schimpfwort zum Trotz
Kopftuchmädchen. Was hat es mit diesem Begriff auf sich, der durch den ehemaligen Finanzsenator des Landes Berlin Thilo Sarrazin und dann wieder durch AfD-Politikerin Alice Weidel abwertend für Kopftuch tragende muslimische Mädchen und Frauen genutzt wurde? Suchen wir bei Google nach einer Definition, finden wir als erstes Suchergebnis die Oxford Languages Definition:
Kopf-tuch-mäd-chen
Substantiv, Neutrum [das] umgangssprachlich, meist abwertend
aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragendes muslimisches Mädchen [1]
Der Duden beschreibt das Wort »Kopftuchmädchen« auf die gleiche Weise, jedoch wird es dort nicht als abwertend, sondern als diskriminierend eingestuft (Duden Kopftuchmädchen 2022). Jetzt fragst Du Dich wahrscheinlich und das zu Recht: Warum um alles in der Welt benutzt sie diesen Begriff? Wisse, dass es Alltagsrassismus gibt und wisse, dass Kopftuch tragende Mädchen und Frauen tagtäglich Blicken, subtilem und direktem antimuslimischen Rassismus ausgesetzt sind. »Kopftuchmädchen« ist einer der Begriffe, den sie so oder so zu hören bekommen. Warum sich dann nicht den Begriff aneignen und ihn umdeuten? Das steckt hinter dem Namen meines Start-ups. Dieses Experiment bin ich eingegangen, als ich mich entschied, meinem Unternehmen den Namen »Kopftuchmädchen« zu geben. In dem Kopftuchmädchen-Image-Video erkläre ich es wie folgt:
»[…] weil wir wollen, dass, wenn du das nächste Mal mit »Kopftuchmädchen« beleidigt wirst, du an uns denkst, an die wundervollen Powerfrauen [2]. Und dann denkst du: Ja, Kopftuchmädchen feier ich, Kopftuchmädchen ist cool. Wir nehmen dem Begriff die Macht, dich klein zu machen.« (Kopftuchmädchen 2021)
Diese Art von Aneignung ist kein von mir erfundenes Vorgehen, sondern wurde bereits von unterschiedlichen marginalisierten Gruppen angewandt. Die so umgedeuteten Begriffe werden als »Geusenwörter« bezeichnet. Das beschreibt, dass ein Schimpfwort zum Trotzwort werden kann, sich zum Geusenwort wandelt, zu einem Wort mit positivem Beiklang. Ein Geusenwort ist also ein Ausdruck, der ursprünglich genutzt wurde, um eine Personengruppe zu erniedrigen, von dieser selbst jedoch mit einer positiven Konnotation besetzt wurde, wie z.B. der Begriff »queer« (Derung 2022). Jetzt fragst du dich, ob es funktioniert, nicht wahr? Lass uns ein kleines Experiment durchführen: Leg das Buch zur Seite, nimm dein Handy in die Hand und google »Kopftuchmädchen«. Wenn du mein Medienunternehmen unter den ersten drei Suchergebnissen findest, würde ich sagen: Yes, we made it! Das bedeutet leider nicht, dass Frauen mit Kopftuch nicht nach wie vor rassistisch begegnet wird.
Sichtbarkeit(en). Oder: Von Zuschreibung(en), Freiheit und von Geschichten, die (noch) erzählt werden wollen
»Sprechen Sie Deutsch?«, »Können Sie mich verstehen?«, »Oh, Sie sprechen aber gut Deutsch.« Frauen mit Kopftuch wird ihr Deutsch-Sein abgesprochen. Sie tragen Kopftuch, also können sie nicht in Deutschland sozialisiert oder gar geboren sein, denn in Deutschland sind Frauen »frei«. Wer würde sich aus freien Stücken entscheiden, ein Kopftuch [3] zu tragen? Ehm… tatsächlich ich. Und nicht nur ich, sondern viele andere Mädchen und Frauen ebenfalls. Die TikTokerin Amal (amal_tvv) mit 297.000 Follower*innen hat Anfang September 2022 ein Video hochgeladen, wo sie in der Fußgängerzone einer Einkaufsstraße in Hannover mit anderen jungen Frauen zu sehen ist und diesen die Frage stellt: Schränkt dich das Kopftuch in deiner Freiheit ein? (amal_tvv 2022) Viele der befragten Frauen beschreiben das Tragen des Kopftuchs als ihre Form von Freiheit. Auch für mich war die Entscheidung für das Kopftuch mein Befreiungsschlag von der, die ich sein soll, zu der, die ich sein will. Ist Freiheit eine Interpretationssache? Von welcher Form von Freiheit sprechen wir, wenn wir über die Unfreiheit muslimischer Mädchen und Frauen sprechen und wieso haben wir das Bild der unterdrückten muslimischen Frau in unseren Köpfen? Die Frage müsste lauten: Wie können wir ein anderes Bild in unseren Köpfen haben? Schließlich wird immer wieder diese Geschichte erzählt: Wir sehen in einer Serie oder einem Spielfilm das muslimische Mädchen mit dem Kopftuch, welches im Laufe der Story ihr Kopftuch ablegt und sich in einen nicht-muslimischen Jungen verliebt, mit dem sie dann abhaut. Ja, mag sein, dass diese Geschichte existiert, aber was ist mit all den anderen Geschichten? Warum wird uns auf den Bildschirmen immer dieselbe Geschichte von muslimischen Mädchen und Frauen erzählt? All die anderen Geschichten warten darauf, erzählt zu werden. Sie verlangen nach Beachtung. Die anderen Geschichten, jene, welche wir nicht schon kennen, befinden sich in staubigen Schubladen, deren Inhalt wenige Medienschaffende der letzten Jahre interessiert hat, aber das ändert sich mittlerweile, Stichwort Selbstrepräsentation. Social Media macht es jeder Person möglich, Creator [4] zu werden. Menschen wie die TikTokerin Amal zeigen ihre Lebensrealitäten und brechen das stereotype Bild muslimischer Frauen. Gerade diese Selbstrepräsentation ist wichtig. Es kommt zwar vor, dass muslimische Frauen für eine Dokumentation, Reportage oder einen Artikel angefragt werden. Aber nicht selten werden sie unbefriedigend dargestellt. Es existiert bereits ein »Drehbuch« und gesucht wird nur eine passende Darstellerin. Eine Darstellerin, die die Zuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft verkörpert. In den letzten Jahren aber sehen wir manchmal eine große Werbekampagne und erkennen uns auf dem Plakat wieder: »Da bin ja ich! Also jemand, die so aussieht wie ich.« Ein Identifikationsmoment. Endlich kümmern sich große Firmen darum, marginalisierte Gruppen zu repräsentieren. Sichtbar zu machen. Ist das so? Lass uns das doch mal genauer betrachten: Diversity [5] ist ein Begriff, der in aller Munde ist. Möchte ein Unternehmen sich als innovativ und progressiv zeigen, kommt es nicht um das Thema Diversity herum. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Unternehmen inklusive der Medien-Industrie Diversität umsetzen können. Diversity-Management ist nichts per se Schlechtes, sondern ein toller Ansatz. Leider gibt es Unternehmen und Veranstalter*innen, die Diversity einfach abhaken wollen und es nicht wirklich ernst damit meinen. Dies wird erkennbar, wenn diskriminierte Personen als Token fungieren. Das Wort »Token« kommt aus dem Englischen und ist schwer ins Deutsche zu übersetzen, aber Begriffe wie »Alibi-Kanake« oder »Quoten-Schwarze« beschreiben das gleiche Phänomen (Peşmen 2017). Wann werde ich für das Marketing eines Unternehmens, einer Redaktion oder eines Events als Token ausgenutzt und wann zählt mein Können und meine Persönlichkeit? Meine Erfahrung zeigt, dass es nicht immer einfach ist, dies herauszufinden. »Kommt, eine mit Kopftuch brauchen wir noch. Schließlich haben wir schon eine Schwarze Person und eine Person mit Behinderung.«, so stelle ich mir das in manchen Redaktionen vor. Vielleicht auch zu Unrecht. Jedoch erscheint es mir in manchen Werbespots usw. wie ein Abhaken. Umso wichtiger finde ich es, dass marginalisierte Gruppen sich selbst organisieren, Medienerzeugnisse produzieren und ihre eigenen Events schmeißen, wo mehr Platz ist als nur für eine kopftuchtragende Frau. Getreu dem Motto der Unternehmerin Tijen Onaran: Nur wer sichtbar ist, findet auch statt. [6]
Selbstrepräsentation. Oder: Von Vorbildern und Heldinnengeschichten
Meine Mutter sagt immer zu mir und meinen Geschwistern: »Bildung ist eine Waffe.« und diese Waffe benutze ich gegen antimuslimischen Rassismus, für Female Empowerment und für eine gerechtere Gesellschaft. »Kopftuchmädchen«, reicht ein Wort? Was sind Worte ohne Bilder? Was ist, wenn Worte zu komplex sind und die Sprache überfordert? Dann zeig Bilder, viele Bilder, vielfältige Bilder. Zeig, was du meinst. Zeig, wie das, was du meinst, aussieht, lebt und atmet. Rassismus ist real. Starke Persönlichkeiten, die es trotz des Rassismus geschafft haben, sind es auch. Der US-amerikanische American-Football Spieler Colin Kaepernick beschreibt seine Afro-Frisur als eine Form von Protest gegen Rassismus (Du Vernay/Kaepernick 2021). Er zeigt uns, wie Protest auch aussehen kann. Das hat mich inspiriert und ich habe mich gefragt, wie viel Protest beim Tragen des Kopftuchs bei Heranwachsenden auch Protest ist gegen den antimuslimischen Rassismus in unserer Gesellschaft. Also zeigen sie uns, was Sprache nur beschreiben, aber nicht zeigen kann. Sie zeigen uns das, wofür ihnen möglicherweise die Worte fehlen. Du siehst, also glaubst du, was du hörst. Warum nur reagieren, anstatt zu gestalten? Viel zu oft reagieren wir nur auf antimuslimischen Rassismus. Wir geben Antworten und sind damit beschäftigt, das verzerrte Bild von Muslim*innen in Deutschland wieder gerade zu biegen. Wann fangen wir an, unsere eigenen Geschichten zu erzählen. Ich bin müde von den sich immer wiederholenden politischen Scheindebatten über das Kopftuch, um antimuslimischen Rassismus salonfähiger zu machen. Ich bin müde von Diskussionen, was eine Kopftuch tragende Frau darf und was nicht, weil sie den Islam mit ihrem Tuch auf dem Kopf repräsentiere:
Zu viel Hijab, zu wenig Hijab, zu streng, zu sexy, zu unangepasst, zu alman, zu schwach, zu stark.
Ich will mehr! Ich will mehr, weil wir mehr sind! Weil wir mehr können. Lasst uns unsere eigenen Geschichten erzählen, raus aus dem Hamsterrad und rauf auf den höchsten Berg der Erde, wie Manal Rostom, die den Everest bestieg. Lasst uns fliegen, hoch in die Lüfte wie Aisha Al Mansoori, die sich gerade zur Pilotin ausbilden lässt. Seit eh und je lernen wir von Geschichten. In der Thora, der Bibel und dem Koran lehrt uns unser Schöpfer durch Geschichten, wie ein gutes und erfolgreiches Leben gelebt werden kann. Wir verstehen, wie das Leben funktioniert, bekommen Vorbilder gezeigt und können dadurch inspiriert werden. Also machen wir weiter, wir erzählen Geschichten, Geschichten, in denen jedoch nicht jede*r vorkommt. Unsere zeitgenössischen Vorbilder sehen wir auf den Bildschirmen unserer Smartphones, Laptops, Computer und auf den Leinwänden von Kinos. Nicht jede Personengruppe findet sich dort wieder. Niemand, der so aussieht wie eine muslimische Frau, spielt eine Rolle, von der behauptet werden kann, sie sei cool oder ein Vorbild. Nein, die Nebenrollen zeigen und reproduzieren lediglich die politischen und gesellschaftlichen Debatten, in denen wir seit über einem Jahrzehnt feststecken. Ich habe einen großen Traum: ein Film mit einer muslimischen, Kopftuch tragenden Protagonistin, einer Superheldin. Ich träume davon, sie auf allen Bildschirmen zu sehen, ja sogar auf den Leinwänden großer Kinos. Und bis mein Traum Realität wird, setze ich mich weiter für Selbstrepräsentation muslimischer Mädchen und Frauen ein. Weil muslimische Frauen Teil der deutschen Gesellschaft sind, so wie Axel und Julia eben.
Literaturangaben
Amal [@amal_tvv] (2022): Umfrage mit Hijabis. Wie sieht es bei euch aus? #fyp #hijab #kopftuch #freiheit #toleranz #islam #HouseofHIIT #muslima.
Derung, Lorenz (2022): Deutsch und Deutlich. Arbeitsblätter für den Deutschunterricht.
Duden (2022): Kopftuchmädchen.
Du Vernay, Ava/Kaepernick, Colin (2021): Colin in Black & White. Netflix. Trailer.
Googlesuche Kopftuchmädchen Definition (2022).
Kopftuchmädchen (2021): Das ist Kopftuchmädchen Media.
Onaran, Tijen (2022): Homepage.
Peşmen, Azadê (2017): Hä, was ist denn ein Token? „Du bist nicht Deutschland, du bist token“, in: Missy Magazine (2017).
Fußnoten
[1] Googlesuche Kopftuchmädchen Definition (2022).
[2] Zu Beginn des Instagram-Accounts Kopftuchmädchen wurden Frauen porträtiert, dieses Format nannten wir »muslimische Powerfrau-Post« oder unsere »muslimischen Powerfrauen«. Dieser Begriff wurde bewusst gewählt, weil es muslimischen Frauen oft abgesprochen wird, eine Powerfrau zu sein oder eine Feministin. Über den Begriff »Powerfrau« können wir lange diskutieren. Beispielsweise: Hast du schon mal gehört, dass ein Mann als Powermann bezeichnet wird? Die Antwort liegt auf der Hand. Warum also brauchen wir bei Frauen den Zusatz »Power«? Sind Frauen alle schwach und gibt es nur wenige Ausnahmen, die den Zusatz »Power« erhalten? So kritisch der Begriff »Powerfrau« auch sein mag, es war uns von Kopftuchmädchen wichtig, deutlich zu machen, dass auch muslimische Frauen stark, erfolgreich und einflussreich sein können. Nichtsdestotrotz haben wir uns mittlerweile für »Kopftuchmädchenpower-Post« entschieden.
[3] Auch Hijab genannt, aus dem Arabischen und beschreibt in der Praxis den Kleidungsstil muslimischer Frauen, der mehr ist als ein Kopftuch. Im deutschsprachigen Raum ist der Begriff Kopftuch sehr gängig und wird aus diesem Grund verwendet.
[4] Erschaffer*in, Urheber*in von medialen Inhalten auf Social Media
[5] Mit dem Ansatz der Diversity, im Deutschen auch Diversität genannt, versucht man, Vielfalt zu erkennen und zu fördern, Benachteiligung zu vermindern und Chancengleichheit zu erreichen. Er ist eng verbunden mit der Inclusion (Inklusion), der Einbeziehung von Personen. Berücksichtigt werden ethnische, politische, kulturelle, weltanschauliche, altersbezogene, sexuelle, soziale, körperliche Aspekte. Ursprünglich standen die Bekämpfung von Rassismus und die Einbindung von People of Color (PoC) in den USA im Vordergrund.
[6] Tijen Onaran ist Business Angel, Chefin ihrer eigenen Firma, Autorin, Speakerin und kämpft für Frauenrechte
Dieser Artikel ist eine Wiederveröffentlichung aus dem Buch „(K)ein Kopftuchbuch. Über race-, Religions- und Geschlechterkonstruktionen und das, wovon Kopftuchdebatten ablenken“, das von Anna Sabel, Natalia Amina Loinaz und dem Verband binationaler Familien und Partnerschaften im transcript-Verlag herausgegeben wurde. Wir danken der Autorin und den Herausgeber*innen für die Erlaubnis, den Beitrag hier zu veröffentlichen.