Die Situation der Rohingya in Myanmar – ein Thema für die Präventionsarbeit?
4. September 2017 | Diversität und Diskriminierung, Geschichte, Biografien und Erinnerung, Religion und Religiosität

Die Bilder, die in den vergangenen Tagen aus Myanmar zu sehen sind, sind kaum zu ertragen. Und trotzdem werden sie aktuell auch von vielen jungen Muslim_innen in Deutschland hundertfach geteilt. Die Situation der Rohingya, der muslimischen Minderheit im überwiegend buddhistischen Myanmar (ehemals Burma), hat sich in den vergangenen Wochen deutlich verschärft. Mittlerweile sind nach unterschiedlichen Schätzungen bis zu 70.000 Menschen vor den jüngsten Verfolgungen ins Nachbarland Bangladesh geflohen, mehrere hundert Menschen wurden allein nach offiziellen Angaben getötet.

In den größeren Medien finden sich mittlerweile immer wieder Berichte über die Verfolgungen, dennoch scheint das öffentliche Interesse gering. Im Vergleich zum Hurrikan Harvey handelt es sich bestenfalls um eine Randnotiz. Nicht zufällig veröffentlichte al-Qaida nun ein Video unter dem Titel „Burma – die vergessene Wunde“, in dem Muslim_innen zum Kampf für die Glaubensbrüder aufgerufen werden.

Tatsächlich ist das Leid der Muslim_innen in Myanmar ein wichtiges Thema, das bei vielen Muslim_innen den Eindruck stärkt, „der Westen“ messe mit zweierlei Maß. Wenn es um Muslim_innen als Opfer gehe, kommen diese in der öffentlichen Debatte schlicht nicht vor.

Umso wichtiger ist es, der Instrumentalisierung dieser Opfer beispielsweise von islamistischen Organisationen auch in Schule und Unterricht entgegenzuwirken. Die „Opferideologie“, wie sie nicht nur von dschihadistischen Organisationen verbreitet wird, wäre weniger glaubwürdig, wenn muslimische Schüler_innen tatsächlich auch mit „ihren“ Themen im Unterricht Gehör fänden.

Die Initiative „#nichtvergesser – Vergessene humanitäre Krisen“ bemüht sich darum, den Blick mit Unterrichtsmaterialien zu weiten und ein Bewusstsein auch für solche Konflikte zu wecken, die in den Medien nur am Rande angesprochen werden. Für eine Auseinandersetzung mit dem aktuellen Konflikt in Myanmar finden sich auf der Webseite gute Materialien: http://www.nichtvergesser.de/fuenf-fakten-die-du-ueber-myanmar-wissen-solltest/

Die Initiative wird vom Auswärtigen Amt und verschiedenen Hilfsorganisationen getragen.

Eine andere Möglichkeit, sich im Unterricht mit solchen Krisen zu beschäftigen, bietet die Initative Schüler helfen leben. Hier geht es nicht um Myanmar, sondern um die Konflikte im ehemaligen Jugoslawien oder den Krieg in Syrien. Im Mittelpunkt steht hier die Idee, Jugendliche darin zu bestärken, sich einzubringen und über den Tellerrand hinaus zublicken.

Die Welt wird auch dieses Projekt nicht grundsätzlich verbessern, aber es kann Jugendliche darin bestärken, den Konflikten in anderen Teilen der Welt nicht völlig hilflos gegenüber zu stehen. Auch dies wäre ein (kleiner) Beitrag, um islamistischen Narrativen entgegenzuwirken.

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