Bewährte Methoden: ufuq.de veröffentlicht Sammlung aus „Wie wollen wir leben?“-Workshops
14. April 2020 | Demokratie und Partizipation, Diversität und Diskriminierung, Gender und Sexualität, Geschichte, Biografien und Erinnerung, Radikalisierung und Prävention

In Hunderten von Workshops mit Jugendlichen an Schulen und in Jugend­einrichtungen im Projekt „Wie wollen wir leben?“ haben sich zahlreiche Methoden bewährt. Zwölf von ihnen veröffentlicht ufuq.de im 52-seitigen Methodenheft für die pädagogische Arbeit zu Islam, Antimuslimischem Rassismus und Islamismus.

Nach neunjähriger Laufzeit des Projekts „Wie wollen wir leben?“ veröffentlicht ufuq.de eine Sammlung bewährter Methoden für Workshopformate. Mit dem Heft „Methoden für die pädagogische Arbeit zu Islam, Anti­muslimischem Rassismus und Islamismus“ erhalten pädagogische Fachkräfte zwölf Übungsanleitungen samt Materialien, die sie in der Arbeit mit Jugendlichen einsetzen können. Die Übungen sind geeignet für die Klassenstufen 5 bis 10 und Teilnehmendenzahlen von 10 bis 30.

Das Methodenheft kann hier heruntergeladen (pdf) werden.

Die Zielgruppe der Methoden sind Jugendliche aus Schulklassen oder Gruppen aus der offenen Jugendarbeit. Sie können aber auch in Gruppen von Erwachsenen und Multiplikator*innen angewandt werden.

Das Heft im Format A4 hat einen Umfang von 52 Seiten und gliedert sich in vier Themenfelder:

  • Islam und Diversität (4 Übungen)
  • Gender (3 Übungen)
  • Antimuslimischer Rassismus (3 Übungen)
  • Islamismus (2 Übungen).

Ziel der Workshops ist, für die Jugendlichen Räume zu schaffen, in denen sie über persönliche Erfahrungen sprechen können, die im Schulalltag meist keinen Platz finden. Dabei geht es häufig um Rassismus und Diskriminierung, um Wertevorstellungen, Geschlechterrollen und Identität. Über diese Themen kommen die Jugendlichen miteinander ins Gespräch, sie können sich austauschen, Gemeinsamkeiten feststellen, aber auch unterschiedliche Perspektiven kennenlernen.

Die verschiedenen Übungen stoßen Reflexionsprozesse an und stärken die Sprechfähigkeit der Jugendlichen. ufuq.de hat dabei die Erfahrung gemacht: Wenn Jugendliche den Raum bekommen, miteinander darüber zu sprechen, wie sie zusammenleben wollen – in der Klasse, im Kiez, in der Gesellschaft – dann fördert dies gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe und schützt sie gleichzeitig vor vermeintlich einfachen Wahrheiten.

Die Übungsbeschreibungen enthalten Angaben zu Themen, Zielen und Übungsdauer, zu benötigtem Material und Vorbereitungsarbeiten, zur Rolle der*des Moderator*in und zur Auswertung. In den Materialien befinden sich Vorschläge für die Beschriftung von Moderationskarten, Diskussionsfragen und Aufgabenvorlagen zum Verteilen an die Jugendlichen.

Sie können die Broschüre hier herunterladen (pdf). Fachkräfte aus Berlin können gedruckte Exemplare gegen Erstattung der Versandkosten (2,50 Euro für 1 bis 2 Exemplare, 3,50 Euro für 3 bis 4 Exemplare, Versandkosten für mehr Exemplare auf Anfrage) per Post erhalten; bitte schreiben Sie dazu eine E-Mail an bestellung@ufuq.de.

Drei Fragen an Jenny Omar, eine der Autorinnen der Broschüre

Was war die Motivation für die Erstellung des Methodenhefts?

Jenny Omar: Wir haben festgestellt, dass sich die Methoden, die wir verwenden, im Laufe der Jahre verändert haben. Wir arbeiten ja schon seit knapp zehn Jahren in unseren Workshops mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu den Themen Islam, Antimuslimischem Rassismus und Islamismus. Dabei verwenden wir unterschiedliche pädagogische Methoden, um die Auseinandersetzung mit Themen wie Religion, Religiosität, Diskriminierungen und Rassismus, Geschlechterrollen oder auch Islamismus anschaulich und interessant zu gestalten. Das letzte Methodenheft für die pädagogische Praxis (pdf) haben wir 2015 veröffentlicht. Einige der pädagogischen Methoden darin haben sich über viele Jahre bewährt, andere hingehen haben an Aktualität verloren.

Zudem hat sich in den letzten Jahren die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Workshops verändert. In dieser spiegeln sich neben unseren pädagogischen Erfahrungen nicht zuletzt gesellschaftliche Entwicklungen und Diskursverschiebungen der vergangenen Jahre wider. So spielen Islamismus und Salafismus als explizites Thema inzwischen nur noch eine untergeordnete Rolle, während Rassismus, Diskriminierungserfahrungen oder auch die Auseinandersetzung mit Polarisierungen in der Gesellschaft auch im Klassenzimmer wichtiger geworden sind. Mit dem neuen Methodenheft berücksichtigen wir das. Es stellt also einige der bewährten und aktuellen Methoden aus unserer praktischen, politisch-bildnerischen Arbeit der letzten Jahre vor.

Was sind die wichtigsten Inhalte des Methodenhefts?

Jenny Omar: In dem Methodenheft finden sich Methoden zu den vier Themenfeldern Islam und Diversität, Gender, Antimuslimischer Rassismus und Islamismus. Es richtet sich an Praktiker*innen, die gerne pädagogisch oder politisch-bildnerisch mit Jugendlichen oder Erwachsenen zu dem Themenfeld Islam, Antimuslimischer Rassismus und Islamismus arbeiten möchten.

Das Ziel der verschiedenen Übungen ist, dass sich Jugendliche die Auseinandersetzung mit dem Zusammenleben in einer heterogenen postmigrantischen Gesellschaft auseinandersetzen, bei ihnen Reflexionsprozesse zu fördern und ihre Sprechfähigkeit zu stärken.

In diesen Themenfelder spielen Identität und Machtverhältnisse eine bedeutende Rolle. Was heißt das für pädagogische Fachkräfte, wenn sie mit Jugendlichen zu diesen Themen arbeiten?

Jenny Omar: Für uns ist klar, dass Bildungskontexte natürlich nie frei sind von gesellschaftlichen Machtverhältnissen. Deswegen war es uns in der Zusammenstellung und Aufbereitung der Übungen wichtig, die Rolle der Moderation in jeder Übung genauer zu betrachten und Hinweise zu geben, wie die Fachkraft die Übungen möglichst diskriminierungssensibel gestalten kann.

Insgesamt möchten wir die Pädagog*innen dazu ermutigen, sich gemeinsam mit Jugendlichen und Erwachsenen mit diesen Themen auseinanderzusetzen, auch wenn es sich um als schwierig empfundene Themen handelt.

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